Folge 03: Hand- und Fingergelenke

Folge 03: Hand- und Fingergelenke

Handgelenke

Das Handgelenk ist ein aus mehreren Teilgelenken zusammengesetzte Gelenk (Articulatio composita). Es gehört neben den Fingergelenken zu den Gelenken der Hand (lat. Articulationes manus).

Beim Menschen werden das Gelenk zwischen Speiche und Handwurzelknochen (Articulatio radiocarpalis, „proximales Handgelenk“) sowie das Gelenk zwischen den beiden Reihen der Handwurzelknochen (Articulatio mediocarpalis, „distales Handgelenk“) als Handgelenk bezeichnet.

Alle Teilgelenke wirken gemeinsam als funktionelle Einheit und ermöglichen eine Beugung Richtung Handinnenfläche (Palmarflexion), Streckung Richtung Handrückseite (Dorsalextension) sowie eine Abspreizbewegungen Richtung Daumen (Radialabduktion) und Richtung Kleinfinger (Ulnarabduktion).

Proximales Handwurzelgelenk

Das der Körpermitte näher gelegene (proximale) Handwurzelgelenk bezeichnet die gelenkige Verbindung zwischen dem der Körpermitte entfernt gelegenen Ende der Speiche (Facies articularis carpi radialis) und drei der proximalen Handwurzelknochen (Ossa carpalia), dem Kahnbein (Os scaphoideum), dem Mondbein (Os lunatum) und dem Dreiecksbein (Os triquetrum). Zudem ist die Zwischengelenkscheibe (Discus triangularis) des distalen Speichen-Ellen-Gelenkes an der Gelenkbildung beteiligt, die zwischen den Handwurzelknochen und der Elle vermittelt.

An den Knorpelrändern der Knochen und an der Zwischengelenkscheibe ist eine dünne, schlaffe Gelenkkapsel befestigt, die durch zahlreiche einstrahlende Bänder verstärkt wird. Der Gelenkspalt ist unverzweigt und enthält manchmal Fettfalten (Plicae synoviales).

Das proximale Handgelenk des Menschen ist funktionell betrachtet ein Ellipsoid- oder Eigelenk (Articulatio ellipsoidea), das zwei Freiheitsgrade besitzt:

  • Die Beugung (Palmarflexion, in Richtung Handfläche) bis zu circa 80° und Streckung (Dorsalextension, Richtung HandrĂĽcken) bis zu circa 70°
  • Und die Abspreizbewegungen (Abduktion oder Adduktion) zur Speiche (Radialabduktion, eigentlich genauer Radialadduktion, also zur Daumenseite hin) bis zu circa 20° bzw. zur Elle hin (Ulnarabduktion, zur Kleinfingerseite hin) bis zu circa 40°.

Distales Handwurzelgelenk

Das der Körpermitte entfernter gelegene Handwurzelgelenk (Articulatio mediocarpalis) zeigt einen in etwa s-förmigen Gelenkspalt zwischen der proximalen und distalen Reihe der Handwurzelknochen. Es setzt sich aus den einzelnen Gelenken zwischen jeweils zwei benachbarten Knochen zusammen. Hier wirkt es funktionell mit den gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen einer Reihe untereinander als Einheit (Articulationes intercarpales). Die Gelenkkapsel ist auf der Handinnenfläche straff, hingegen auf der Handrückseite schlaff und bildet zahlreiche Fettfalten aus.

Das der Körpermitte entfernter gelegene Handgelenk ist ein verzahntes Scharniergelenk. Es ist in seinem Bewegungsausmaß durch seine gebogene Form sowie durch Bänder und Gelenkkapseln eingeschränkt. Es wirkt zusammen mit dem proximalen Handgelenk als funktionelle Einheit.

Interkarpalgelenke

Die Interkarpalgelenke (Articulationes intercarpales) bezeichnen die gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen einer Reihe untereinander.

Die Interkarpalgelenke sind – wie die Karpometakarpalgelenke – Amphiarthrosen, die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Es handelt sich um so genannte Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit der Handwurzelknochen untereinander erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke Articulatio radiocarpalis und Articulatio mediocarpalis steigern.

Das Interkarpalgelenk zwischen dem Erbsenbein (Os pisiforme) und dem Dreiecksbein (Os triquetrum) ist ein eigenständiges Gelenk mit einer unabhängigen Gelenkkapsel und unabhängigen Gelenkspalt.

Mittelhandgelenke

Karpometakarpalgelenke

Die Karpometakarpalgelenke, die Verbindung der distalen Handwurzelknochen mit dem zweiten bis fünften Mittelhandknochen (Articulationes carpometacarpales II–V) werden beim Menschen nicht direkt dem Handgelenk zugeordnet. Sie sind – wie die Interkarpalgelenke – so genannte Wackelgelenke, die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Es handelt sich um Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit zwischen den Handwurzelknochen und den Mittelhandknochen erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (Articulatio radiocarpalis und Articulatio mediocarpalis) steigern.

Eine Ausnahme bildet das Dasaumensattelgelenk (Articulatio carpometacarpalis pollicis oder auch Articulatio carpometacarpalis I). Im Gegensatz zu den anderen Karpometakarpalgelenken bildet es kein Wackelgelenk, sondern ein echtes und somit frei bewegliches Gelenk. Es bezeichnet die gelenkige Verbindung zwischen dem großen Vieleckbein (Os trapezium) und dem Mittelhandknochen des ersten Fingers, also des Daumens (Os metacarpale I oder Os metacarpale pollicis). Es handelt sich um ein Sattelgelenk und wird vor allem für die Opposition des Daumens gegenüber den anderen Fingern benötigt. Damit besitzt es beim Menschen eine zentrale Bedeutung für das Greifen.

Intermetakarpalgelenke

Die Intermetakarpalgelenke (Articulationes intermetacarpales) sind die gelenkigen Verbindungen zwischen den Mittelhandknochen einer Reihe untereinander. Sie sind – wie die Interkarpalgelenke und die Karpometakarpalgelenke – Amphiarthrosen - also durch zahlreiche Bandzüge versteift und kaum beweglich. Sie erhöhen die Verschieblichkeit der Mittelhandknochen untereinander und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke Articulatio radiocarpalis und Articulatio mediocarpalis.

Bänder

Die einzelnen Gelenke des Handgelenkes werden durch eine Vielzahl von Bändern gestützt, die die Gelenkkapsel verstärken und Bewegungen führen.

Zwischen Unterarmknochen und den proximalen Handwurzelknochen vermitteln Seitenbänder, Speichen-Hand-Bänder und das Ellen-Hand-Band (Ligamentum ulnocarpale palmare).

zu den Seitenbänder zählen

  • das seitliches Ellenband (Ligamentum collaterale carpi ulnare) und
  • und das seitliches Speichenband (Ligamentum collaterale carpi radiale),

zu den Speichen-Hand-Bänder zählen

  • das Ligamentum radiocarpale palmare und
  • das Ligamentum radiocarpale dorsale,

Zwischen benachbarten Handwurzelknochen vermitteln die Binnen und Flächenbänder.

Zu den Binnenbänder gehören

  • Ligamentum carpi radiatum und
  • Ligamentum pisohamatum und

Das Lig. carpi radiatum bezeichnet einen Komplex aus Bändern (Ligamentum radiocarpale palmare, Ligamentum intercarpale palmare und Ligamentum carpometacarpale) auf der Handinnenfläche, die vom Höcker des Os capitatum ausgehen und alle Beugersehnen mit dem Mittelarmnerv (Nervus medianus) beherbergen.

Zu den Flächenbänder (Ligamenta intercarpalia)

  • Ligamenta intercarpalia palmaria,
  • Ligamenta intercarpalia dorsalia und
  • Ligamenta intercarpalia interossea.

Zwischen Handwurzel- und Mittelhandknochen vermitteln

  • Ligamentum pisometacarpale,
  • Ligamentum carpometacarpale palmare und
  • Ligamentum carpometacarpale dorsale.

Quer über die Handwurzelknochen spannt sich das Karpalband (Retinaculum flexorum oder auch Ligamentum carpi transversum), das vom Haken des Hakenbeines (Hamulus ossis hamati) und dem Erbsenbein (Os pisiforme) zu dem Höcker des großen Vieleckbeines (Tuberculum ossis trapezii) und des Kahnbeines (Tuberculum ossis scaphoidei) verläuft. Es schließt somit einen knöchern-bindegewebigen (osteofibrösen) Kanal, den Karpaltunnel (Canalis carpi).

Auf der Handrückenseite verlaufen die Streckersehnen in der Sehnenscheide (oder auch Sehnenfächer genannt).

Klinik

Eine der häufigste Erkrankungen der Handgelenke ist das Carpaltunnelsyndrom (CTS). Dabei ist der Mittelarmnerv (Nervus medianus) meist durch Druck geschädigt. Ursache können vorausgegangene handgelenksnahe Knochenbrüche (Frakturen), rheumatische Erkrankungen oder Überbeanspruchung sein. Die Schädigung des Nervus ulnaris im Bereich des Canalis ulnaris (Guyon-Loge) ist deutlich seltener.

Die häufigste Schädigungen durch Verletzungen (Traumata) sind ein gelenknaher Speichenbruch (distale Radiusfraktur) und ein Bruch des Kahnbeins. Prinzipiell können alle Knochen des Handgelenks brechen oder bei Bänderrissen aus ihrem Gefüge geraten. Weitere Erkrankungen sind eine Sehnenscheidenentzündung oder eine Arthrose des Daumensattelgelenkes.


Fingergelenke

Die Fingergelenke bezeichnen die Gelenke zwischen den einzelnen Fingergliedern. Man unterscheidet zwischen Fingergrundgelenken zu den Mittelhandknochen sowie den Fingermittel- und Fingerendgelenken zwischen den Fingergliedern. Eine Sonderform bildet das Daumengrundgelenk.

Fingergrundgelenke

Entsprechend der Anzahl der Finger gibt es insgesamt fĂĽnf Fingergrundgelenke, die systematisch am Daumen beginnend durchnummeriert werden.

Die Fingergrundgelenke des zweiten bis fünften Fingers (Articulationes metacarpophalangeales II–V, auch „MCP II–V“ abgekürzt) sind die gelenkigen Verbindungen zwischen den Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia) der Mittelhand und den proximalen Fingergliedern, den so genannten Fingergrundgliedern. Sie werden umgangssprachlich auch als Fingerknöchel bezeichnet.

Bei den Fingergrundgelenken II–V handelt es sich anatomisch gesehen um Kugelgelenke. Bei ihnrn ist der nach außen gewölbte (konvexe), längsovale Gelenkkopf des Mittelhandknochens in eine entsprechende nach innen gewölbte (konkave) Grube am Ende des Grundgliedes gelagert. Die Drehbewegungen (Rotationen) sind allerdings stark eingeschränkt. Die Fingergrundgelenke sind von einer schlaffen Gelenkkapsel umgeben. Im gebeugten Zustand sind zudem kaum Abspreizbewegungen möglich, weil sich die Finger bei der Flexion annähern und miteinander verzahnen. Daher sind die Fingergrundgelenke funktionell gesehen Eigelenke.

Daumengrundgelenk (I)

Als Daumengrundgelenk (Articulatio metacarpophalangealis pollicis oder auch Articulatio metacarpophalangealis prima, abgekürzt: „MCP I“) bezeichnet man die gelenkige Verbindung zwischen dem ersten Mittelhandknochen (Os metacarpale I bzw. Os metacarpale pollicis) und dem Fingergrundglied des Daumens (Phalanx proximalis ossis digiti I bzw. Phalanx proximalis ossis digiti pollicis).

Es handelt sich um ein Scharniergelenk und ist nicht mit dem weiter körpernah gelegenen Daumensattelgelenk oder Karpometakarpalgelenk zwischen der Handwurzel und dem ersten Mittelhandknochen zu verwechseln.

Fingermittel- und -endgelenke

Als Fingermittel- und Fingerendgelenke (Articulationes interphalangeales) bezeichnet man die gelenkige Verbindung zwischen den der Körpermitte näher gelegenen, der Körpermitte entfernter gelegenen und dazwischenliegenden Knochen der Fingerglieder (Phalanges proximales, Phalanges distales und Phalanges intermediales). Es handelt sich um Scharniergelenke mit straffer Gelenkkapsel, die hinten zudem von einer Sehnenplatte verstärkt ist. Die Finger II–V bestehen jeweils aus drei Fingergliedern, deshalb gibt es zwischen ihnen jeweils zwei Gelenke. Man unterscheidet zwischen Fingermittelgelenken (Articulationes interphalangeales proximales, PIP) und Fingerendgelenken (Articulationes interphalangeales distales, DIP). Der Daumen besitzt nur ein Fingerendgelenk, da er nur zwei Fingerglieder aufweist.

Bänder

Fingergrund- und Fingerendgelenke werden jeweils von gleichartigen Bandkomplexen gesichert. Jedes Fingergelenk verfügt über je zwei Seitenbänder (Ligamenta collateralia), die schräg vom hinteren Anteil des Fingergrundgliedes zum vorderen Anteil des Fingerendgliedes ziehen. Sie sind bei Beugung gespannt, so dass in den Fingergrundgelenken keine Abspreizbewegung mehr möglich ist. Zwei zusätzliche Bänder (Ligamentum collaterale accessorium und Ligamentum phalangoglenoidale) befinden sich auf der Handrückseite und gehen von den Sehnen der Fingerstrecker (Extensoren) aus. Sie sind immer gespannt und limitieren die Streckung (Extension). An der Handinnenfläche (palmar) ziehen die Sehnen der beiden Fingerbeuger (Flexoren) entlang und werden dabei von den faserknorpeligen vorderen Fingerbändern (Ligamenta palmaria digiti) gegen den Knochen abgepolstert. Die Sehnen sind von Sehnenscheiden umgeben, die ihrerseits von länglichen Ringbändern (Ligamenta anularia digiti, A1–A5) und Kreuzbändern (Ligamenta cruciata digiti, C1–C3) verstärkt werden; Lücken zwischen diesen Bändern ermöglichen die Beugung. Außerdem existieren schräge Mittelhandbänder (Ligamenta metacarpalia tranversa profunda), die eine Querverbindung zwischen benachbarten Fingergrundgelenken darstellen und ein oberflächliches Korrelat besitzen.

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