Folge 21 - UE Knochen des Beckens

In dieser Folge behandeln wir die Knochen des Beckens. Wir schauen uns zuerst den Beckengürtel an, danach das knöcherne Becken und zum Schluss thematisieren wir anatomischen Unterschiede. Klinisch gehen wir darauf ein, wie Du mithilfe …

Folge 21 - UE Knochen des Beckens

Intro

In dieser Folge behandeln wir die Knochen des Beckens. Wir schauen uns zuerst den Beckengürtel an, danach das knöcherne Becken und zum Schluss thematisieren wir anatomischen Unterschiede.

Klinisch gehen wir darauf ein, wie Du mithilfe von Knochenvorsprüngen am Becken Patienten auf eine Blinddarmentzündung untersuchen kannst.

Lerntipp 🫀

💡
Seitenangaben um die Strukturen der Folge nachzuvollziehen!

Die Strukturen dieser Folge kannst Du im Prometheus-Lernatlas auf folgenden Seiten nachvollziehen:

  • Darmbein (Os ilium):  148, 150, 442
  • Sitzbein (Os ischii): 442
  • Schambein (Os pubis): 149, 427
  • Hüftbein (Os coxae): 427

Prometheus Anatomie-Atlas

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Überblick

Das Becken wird von mehreren Knochen gebildet und in verschiedene Strukturen unterteilt. Das kann erstmal verwirrend sein. Lass uns deswegen für einen ersten Überblick das Becken Schritt für Schritt aufbauen und danach die einzelnen Knochen im Detail anschauen. Ausgangspunkt ist der Kopf des Oberschenkelknochen. Dieser liegt in der Hüftgelenkspfanne, dem Acetabulum. Am Acetabulum treffen 3 Knochen aufeinander bzw. es wird durch 3 Knochen gebildet:

  1. Darmbein (Os ilium)
  2. Sitzbein (Os ischii)
  3. Schambein (Os pubis)

Diese drei Knochen bilden das Hüftbein (Os coxae). Rechtes und linkes Hüftbein bilden den Beckengürtel und zusammen mit dem Os sacrum und dem Os cocygeum das knöcherne Becken.


Hüftbein Os coxae

Rechtes und linkes Hüftbein bestehen aus je drei Anteilen:

  • Darmbein (Os ilium),
  • Sitzbein (Os ischii) und
  • Schambein (Os pubis).

Alle drei Hüftknochen treffen in der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) zusammen, welche mit dem Kopf des Oberschenkelknochens das Hüftgelenk bildet. Die drei Knochen verschmelzen etwa mit dem 15. Lebensjahr im Bereich der Hüftgelenkspfanne zum einheitlichen Hüftbein.

Beide Hüftbeine sind über das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk (Articulatio sacroiliaca) mit dem Kreuzbein verbunden. Das Gelenk ist eine Amphiarthrose und für die Federung der Wirbelsäule von großer Wichtigkeit ist. Eine Amphiarthrose ist ein straffes Gelenk, welches kaum Bewegungen zulässt. An der Vorderseite haben die beiden Hüftbeine eine knorpelige Verbindung über die Schambeinfuge (Symphysis pubica).


Darmbein - Os ilium

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Prometheus-Lernatlas - Seiten 148, 150, 442

Von diesen drei Knochen schauen wir uns als erstes das Darmbein an - Os ilium. Das Darmbein (lateinisch Os ilium; auch kurz Ilium) ist ein platter Knochen und kranial schaufelartig zur Darmbeinschaufel (Ala ossis ilium) verbreitert. Der freie Rand wird als Beckenkamm bezeichnet - Christa iliaca. Der Beckenkamm läuft in den großen vorderen Knochenpunkten aus- Spina iliaca ventralis oder Spina iliaca anterior superior. Diese tastbaren Knochenpunkte sind Ansatz vieler Muskeln und des Leistenbandes. Vor allem sind sie für dich ein wichtiger Orientierungspunkt in der Klinik.

Exkurs - Appendizitiszeichen

Die Spina iliaca anterior superior lässt sich bei den meisten Menschen gut durch die Haut tasten, selbst wenn diese adipös sind. Daher wird sie häufig als Orientierungspunkt bei der körperlichen Untersuchung genutzt: Möchtest Du bspw. testen, ob der Appendix eines Patienten entzündet ist, kannst du Druck auf den sog. Lanz-Punkt ausüben: Dieser befindet sich im rechten Drittel auf einer gedachten Verbindungslinie zwischen den beiden Spinae iliacae anteriores superiores. Ist der Blinddarm entzündet, führt dieses Drücken des Lanz-Punktes in den meisten Fällen zu Schmerzen.

Nach unten folgen am Barmbein zwei weitere Knochenvorsprünge, das Tuberculum iliacum (Spina iliaca anterior inferior) und die Eminentia iliopubica (iliopectinea). An der Innenseite der Darmbeinschaufel verläuft ein Knochenkamm (Linea arcuata), der zu einer an ein Ohr erinnernden Gelenkfläche (Facies auricularis) hinführt, die mit dem Kreuzbein das Iliosakralgelenk bildet. Die Außenseite der Darmbeinschaufel dient als Facies glutaea dem Ursprung der Gesäßmuskelgruppe.

Der untere Teil des Darmbeins bildet zusammen mit den anderen beiden Hüftknochen (Schambein und Sitzbein) die Hüftgelenkspfanne (Acetabulum, wörtlich übersetzt „Essignäpfchen“, da es an das acetabulum der Römer erinnert).

Zusammenfassung - Os ilium

  1. Platter Knochen und kranial zur Darmbeinschaufel verbreitert
  2. Spina iliaca ventralis und Spina iliaca anterior superior sind tastbare Knochenpunkte und der Ansatz vieler Muskeln und des Leistenbandes. Sie bestitzen eine hohe klinische Relevanz
  3. Die Außenseite der Darmbeinschaufel dient als Facies gluteae dem Ursprung der Gesäßmuskelgruppe
  4. Die Facies aauricularis bildet mit dem Kreuzbein das Iliosakralgelenk

Sitzbein - Os ischii

Das Sitzbein (lateinisch Os ischii) ist ein paariger platter Knochen.

Es bildet die untere bogenförmige Begrenzung des Foramen obturatum. Unten ist es zum Sitzbeinhöcker (Tuber ischiadicum) verdickt. Das Tuber ischiadicum dient als Muskelursprung und als Sitzpunkt. Dafür wird es von einem Fettpolster überlagert.

Oberhalb des Sitzbeinhöckers befindet sich der Sitzbeindorn (Spina ischiadica). Die Spi­na is­chia­dica grenzt das Fo­ra­men is­chia­di­cum majus vom Fo­ra­men is­chia­di­cum minus ab.

Das war es auch schon schon zum Sitzbein. Zusammengefasst:

  1. Bildet die untere bogenförmige Begrenzung des Foramen obturatum
  2. Unten zum Sitzbeinhöcker verdickt
  3. Oberhalb befindet sich der Sitzbeindorn - die Spina ischiadica

Schambein - Os pubis

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Prometheus-Lernatlas - Seiten 149, 427

Das Schambein (lateinisch Os pubis) ist ein platter, winkelförmiger Knochen. Es ist beidseitig vorhanden, wobei beide Schambeine in der Mittellinie durch die Schambeinfuge (Symphysis pubica) verbunden sind. Die Symphysis pubica ist eine faserknorpelige Verbindung. Diese sorgt dafür, dass sich die Beckenknochen geringfügig zueinander bewegen können. Nach vorn-oben ist das Schambein mit dem Darmbein (Os ilium) und nach unten mit dem Sitzbein (Os ischii) knöchern verwachsen.

Das Schambein bildet den vorderen Teil der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum). Der vordere Rand des Schambeins wird als Schambeinkamm (Pecten ossis pubis) bezeichnet. Zur Mittellinie, also zur Symphyse hin, trägt dieser einen Höcker (Tuberculum pubicum). Auf der anderen Seite endet der Schambeinkamm in einem Höcker (Eminentia iliopubica) an der Grenze zum Darmbein. Das Schambein begrenzt außerdem den vorderen Bogen des durch Muskeln (Musculus obturator externus und internus) „verstopften Lochs“ (Foramen obturatum).

Die wichtigsten Punkte zum Schambein zusammengefasst:

  1. Das Schambein bildet den vorderen Teil der Hüftgelenkspfanne
  2. Rechtes und linkes Schambein sind ventral über die Symphysis pubica verbunden
  3. Das Schambein begrenzt den vorderen Bogen des  Foramen obturatum

Geschlechtsunterschiede am knöchernen Becken

Das weibliche und männliche Becken unterscheiden sich deutlich. Während bei der Frau die beiden Beckenschaufeln ausladender sind und das Hüftbeinloch (Foramen obturatum) eher eine dreieckige Form hat, ist das männliche Becken hoch, schmal und eng. Auch der Beckenausgang ist beim weiblichen Becken breiter; der Winkel zwischen beiden Schambeinästen ist beim weiblichen Becken größer als 90° (Arcus pubicus), während er beim männlichen Becken nur etwa 70° (Angulus subpubicus) beträgt. In der Anatomie und der Geburtshilfe werden zur Beschreibung der Beckenform standardisierte Conjugata (Ansicht von lateral) und Diameter (Ansicht von kranial oder kaudal) verwendet.


Zusammenfassung

Fassen wir zum Schluss die wichtigsten Punkte der Folge zusammen:

  1. Das Becken wird von mehreren Knochen gebildet und in verschiedene Strukturen unterteilt. Darmbein, Sitzbein und Schambein bilden das Hüftbein. Rechtes und linkes Hüftbein bilden den Beckengürtel und zusammen mit dem Os sacrum und dem Os cocygeum das knöcherne Becken.
  2. Beide Hüftbeine sind über das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk (Articulatio sacroiliaca) mit dem Kreuzbein verbunden. Das Gelenk ist wichtig für die Federung der Wirbelsäule.
  3. Die Spina iliaca anterior superior des Darmbeins lässt sich bei den meisten Menschen gut durch die Haut tasten, selbst wenn diese adipös sind. Daher ist sie ein wichtiger Orientierungspunkt bei der körperlichen Untersuchung.
  4. Rechtes und linkes Schambein sind ventral über die Symphysis pubica verbunden.
  5. In der Anatomie und der Geburtshilfe werden zur Beschreibung der Beckenform standardisierte Conjugata (Ansicht von lateral) und Diameter (Ansicht von kranial oder kaudal) verwendet.