Folge 18: Plexus Brachialis

In dieser Folge besprechen wir den Plexus brachialis uns seine abgehenden Nerven. Der Plexus brachialis (lateinisch; Armgeflecht) ist ein Geflecht aus den ventralen Ästen der Spinalnerven der letzten vier Hals- und des ersten Brustsegments (C5–Th1).

Folge 18: Plexus Brachialis
Folge 18 - Plexus brachialis: Verlauf und abgehende Nerven.

Intro

Der Plexus brachialis (lateinisch; Armgeflecht) ist ein Geflecht aus den ventralen Ästen der Spinalnerven der letzten vier Hals- und des ersten Brustsegments (C5–Th1).


Lerntipp 🫀

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Seitenangaben um die Strukturen der Folge nachzuvollziehen!

Die Strukturen dieser Folge kannst Du im Prometheus-Lernatlas auf folgenden Seiten nachvollziehen:

  • Plexus brachialis:  375, 374, 377, 398
  • N. musculocutaneus: 380
  • N. axillaris: 311, 380
  • N. radialis: 256
  • N. ulnaris: 384, 400
  • N. medianus: 386, 407

Überblick

Diese Spinalnerven vereinigen sich nach ihrem Durchtritt durch die hintere Skalenuslücke (Spalt zwischen dem vorderen und mittleren Musculus scalenus) zu drei Hauptstämmen (Trunci; genauer Truncus superior, Truncus medius und Truncus inferior) und anschließend zu mehreren, untereinander verbundenen Strängen (Fasciculi; Fasciculus lateralis, Fasciculus medialis und Fasciculus posterior). Diese Stränge treten entlang der Arteria subclavia und Arteria axillaris in die Achselgegend. Aus ihnen bilden sich wiederum Nerven, die durch den Faseraustausch im Plexus nun immer Anteile von mehreren (2–3) Spinalnerven besitzen. Diese Nerven innervieren die gesamte obere Extremität sowie Teile der Brustwand. Das gleiche Prinzip zeigt das Beingeflecht (Plexus lumbosacralis).

Die Plexus brachialis des Menschen wird aus den Rückenmarkssegmenten C5–Th1 gebildet und teilt sich in einen oberhalb des Schlüsselbeins (supraklavikulären) und einen unterhalb des Schlüsselbeins gelegenen (infraklavikulären) Teil auf. Das eigentliche Geflecht für die Versorgung des Arms bildet dabei der infraklavikuläre, mit der Achselarterie ziehende Teil.

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Prometheus-Lernatlas - S. 375, 374, 377, 398

Supraklavikuläre Äste sind:

  • N. dorsalis scapulae (C4, C5)
  • N. suprascapularis (C4−C6)
  • N. thoracicus longus (C5−C7/C8)
  • N. subclavius (C5, C6).

Zu den Ästen der Pars infraclavicularis gehören:

  • aus dem Fasciculus lateralis (C5–7):
  • N. musculocutaneus
  • N. pectoralis lateralis
  • Radix lateralis des N. medianus
  • aus dem Fasciculus medialis (C8–Th1):
  • N. ulnaris
  • N. pectoralis medialis
  • N. cutaneus brachii medialis
  • N. cutaneus antebrachii medialis
  • Radix medialis des N. medianus
  • aus dem Fasciculus posterior (C5–Th1):
  • N. radialis
  • N. axillaris
  • N. subscapularis
  • N. thoracodorsalis.

N. musculocutaneus

Der Nervus musculocutaneus („Muskel-Haut-Nerv“) entspringt dem Plexus brachialis. Er bezieht beim Menschen Fasern aus dem 5.–7. Halssegment (C5–C7) des Rückenmarks.

Verlauf

Der Nerv zieht nach Verlassen des Fasciculus lateralis des Plexus brachialis nach distal am lateralen Rand des Musculus pectoralis minor und durchsticht den Musculus coracobrachialis. Im weiteren Verlauf zieht er zwischen dem Musculus brachialis und Musculus biceps brachii nach distal in Richtung der Ellenbeuge, von wo aus er im Weiteren als sensibler Hautast (Nervus cutaneus antebrachii lateralis) die Außenseite des Unterarms innerviert.

Muskeläste

Der Nervus musculocutaneus innerviert die Muskeln auf der ventralen (Vorder-)Seite des Oberarms, die Beuger des Ellbogengelenks sind oder/und eine Anteversion im Schultergelenk bewirken:

  • Musculus biceps brachii
  • Musculus brachialis
  • Musculus coracobrachialis

Hautast

Nach Abgabe der Muskeläste tritt der Nerv zwischen Musculus biceps brachii und Musculus brachialis an die Oberfläche.

Beim Menschen wird dieser Hautast als Nervus cutaneus antebrachii lateralis bezeichnet. Er innerviert sensibel die speichenseitige (radiale) Partie des Unterarms.

Klinische Aspekte

Eine Schädigung des Nerven führt zu einem Ausfall der Beugung des Ellbogengelenks. Je nachdem wie weit oben (proximal) die Schädigung lokalisiert ist, kommt es gegebenenfalls zum Ausfall des Musculus coracobrachialis und damit zu einer schwachen Störung des Nachvornziehens (Anteversion) des Oberarms und der Fixierung des Kopfes des Oberarmknochens im Schultergelenk. Darüber hinaus kann es beim Menschen zur Beeinträchtigung der Auswärtsdrehung (Supination) des Armes kommen. Bei Tieren äußert sich eine Nervenschädigung als leichte Gangstörung.

Daneben führt die Schädigung des Nervs zu Sensibilitätsausfällen in dem Hautgebiet, welches er sensibel innerviert.

Eine Neurektomie des Nervs kann bei funktionslosem Arm und Kontraktur des Ellbogengelenks angewendet werden.


N. axillaris

Der Nervus axillaris („Achselnerv“) ist ein Nerv des Plexus brachialis. Er hat beim Menschen seine Wurzeln im Rückenmark zwischen 5. und 7. Halssegment (C5-C6), die über den Fasciculus posterior verlaufen, bei Haustieren zwischen C6 und C8.

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Prometheus-Lernatlas - S. 311, 380

Verlauf

Der Nerv zieht gemeinsam mit der Arteria circumflexa humeri posterior (bei Tieren caudalis statt posterior) zwischen Oberarmknochen und dem Caput longum des Musculus triceps brachii, oberhalb des Musculus teres major auf die Außenseite der Schulter (beim Menschen als „laterale Achsellücke“ bezeichnet, bei Tieren als Spatium axillare proximale).

Innervationsgebiet

Der Nerv innerviert motorisch einige Schultermuskeln:

  • Musculus deltoideus
  • Musculus teres minor
  • Musculus teres major (beim Menschen eher als Ausnahme, bei Tieren regelmäßig)

Der Endast des Nervus axillaris ist sensibel. Er wird als Nervus cutaneus brachii lateralis superior bezeichnet und innerviert die Haut der seitlichen Schulter.

Bei den Haustieren entspringt dem Endast noch der Nervus cutaneus antebrachii cranialis, der den vorderen Oberarm und den oberen Vorderabschnitt des Unterarms versorgt.

Klinik

Die laterale Achsellücke grenzt an das Collum chirurgicum des Oberarmknochens. Diese Stelle des Knochens bricht besonders häufig. Deshalb ist der Nervus axillaris bei Oberarmbrüchen gefährdet. Er kann durch Knochenbruchstücke oder bei der Kallusbildung geschädigt werden. Bei Schulterluxationen kann der Nerv überdehnt werden. Weitere Verletzungen können durch Gelenkarthroskopie entstehen.


N. radialis

Der Nervus radialis (Abk. N. radialis) oder Speichennerv ist ein Nerv des Armnervengeflechts (Plexus brachialis). Seinen Ursprung hat er beim Menschen im Fasciculus posterior des Plexus brachialis und bezieht damit Fasern aus den Rückenmarksegmenten C5–Th1, bei Haussäugetieren von C7–Th1, bei Raubtieren auch aus Th2. Er innerviert die Streckmusken des Ellenbogen-, des Handgelenks und der Finger- (bei Tieren Vorderzehen-)gelenke.

Verlauf

In der Mitte des Oberarms zieht der Nervus radialis zwischen den Köpfen (Caput laterale und Caput mediale) des Musculus triceps brachii und wendet sich, direkt dem Oberarmknochen aufliegend, zusammen mit der Arteria profunda brachii im Radialiskanal nach außen (lateral) und zieht über den Ellenbogen. Dort teilt er sich in einen Ramus superficialis (Hautast) und einen Ramus profundus (Muskelast). Der Ramus profundus durchbricht den Musculus supinator.

Innervierte Muskeln

Der Nervus radialis innerviert am Oberarm folgende Muskeln:

  • Musculus triceps brachii
  • Musculus anconeus

Bei Tieren innerviert der Nerv außerdem den Musculus tensor fasciae antebrachii, bei Huftieren zieht auch ein Ast an den Musculus brachialis.

Am Unterarm versorgt er folgende Muskeln:

  • Musculus extensor carpi radialis longus und brevis
  • Musculus extensor digitorum (bei Tieren Musculus extensor digitorum communis)
  • Musculus extensor digiti minimi (Tiere: Musculus extensor digitorum lateralis)
  • Musculus extensor carpi ulnaris
  • Musculus extensor indicis
  • Musculus abductor pollicis longus
  • Musculus extensor pollicis longus und brevis
  • Musculus brachioradialis (fehlt bei Huftieren)
  • Musculus supinator
  • kurze Fingerstrecker
  • Versorgte Hautgebiete

Der Nervus radialis versorgt sensibel

  • den seitlich-unteren Oberarm (N. cutaneus brachii lateralis inferior)
  • die Streckseite des Unterarms (N. cutaneus antebrachii posterior)
  • den Rücken der Hand (bei Tieren des Vorderfußes) (Ramus superficialis)

Radialislähmung

Eine Radialislähmung tritt vor allem durch eine Beschädigung des Nerven im Bereich des Oberarms auf, wo der Nerv direkt dem Knochen anliegt. Nach einer Humerusfraktur kann eine Radialislähmung direkt durch die Fraktur oder durch die chirurgische Behandlung entstehen.[1] In diesem Fall kommt es zur Lähmung der Handgelenksstrecker und der Strecker der Finger- bzw. bei Tieren Vorderzehengelenke. Durch den relativ höheren Tonus der intakten Beugemuskeln sind die Finger gebeugt und ebenso das Karpalgelenk (Handgelenk). Dies wird beim Menschen als Fallhand oder Kusshand[2] (ähnelt der Haltung beim Handkuss) bezeichnet, bei Tieren als „Überköten“[3].


N. ulnaris

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Prometheus-Lernatlas - S. 384, 400

Der Nervus ulnaris (Ellennerv) ist ein Nerv des Plexus brachialis (Armgeflecht). Er weist Fasern auf, die – aus dem Fasciculus medialis des Plexus brachialis kommend – ihren Ursprung im 8. Halssegment (C8 – zwischen dem 7. Hals- und 1. Brustwirbel) sowie im 1. Brustsegment (Th1) des Rückenmarks haben. Bei einigen Säugetieren bezieht er auch Fasern aus dem 2. Brustsegment (Th2 – hinter dem 2. Brustwirbel aus dem Wirbelkanal austretend).

Der Nervus ulnaris verläuft an der Innenseite des Oberarms zum Ellbogenhöcker. Er durchbricht das Septum intermusculare brachii mediale. Am Epicondylus medialis des Oberarmknochens ist er durch die Haut tastbar und kann beim Anstoßen eine heftige Schmerzreaktion in seinem sensiblen Innervationsgebiet hervorrufen (in Deutschland „Musikknochen“, „Musikantenknochen“, „Musikerknochen“, „Mäuschen/Mäusle“, im Saarland „geggisch Oder“, in Österreich auch „narrisches Bein“, „narrisches Band’l“ oder „damisches Aderle“, in der Schweiz „Narrenbein“, „Surribei“ oder „Surrbeindli“). Im Weiteren zieht er ellenseitig am Unterarm in Richtung Hand. An der Hand tritt er durch den Canalis ulnaris (Guyon-Loge), wo er sich in einen oberflächlichen (Ramus superficialis) und einen tiefen Ast (Ramus profundus) aufteilt.

Motorische Äste

Am Unterarm innerviert der Nerv motorisch den:

Musculus flexor carpi ulnaris

Caput ulnare des Musculus flexor digitorum profundus

Musculus flexor digitorum superficialis (excl. Mensch, Raubtiere)

Im Bereich der Hand innerviert der Nerv die Muskeln des Kleinfingerballens (Musculus abductor digiti V, Musculus flexor digiti V brevis, Musculus opponens digiti V) und die meisten kurzen Muskeln der Mittelhand (Musculi lumbricales III und IV, Musculi interossei, Musculus adductor pollicis und Caput profundum des Musculus flexor pollicis brevis).

Funktion

Die vom Nervus ulnaris versorgten Muskeln sind beteiligt an der Beugung und Ulnarabduktion des Handgelenks, an der Beugung des Ringfingers und Kleinfingers. Sie führen praktisch allein die Spreizung der Langfinger (d. h. aller Finger außer dem Daumen) und das Schließen der Langfinger aus. Ferner beugen die Musculi lumbricales die Grundglieder der Finger IV und V und strecken die Mittel- und Endglieder.

Es existieren zahlreiche Varianten der Innervation der kleinen Handmuskeln. Bei manchen Menschen werden einige der üblicherweise vom Nervus ulnaris versorgten Handmuskeln vom Nervus medianus innerviert, der dann auch entsprechend an deren Funktion Anteil hat.

Sensible Äste

Beim Menschen gibt der Nervus ulnaris etwa in der Mitte des Unterarms oder etwas darunter den sensiblen Ramus dorsalis ab, dessen Endäste, die Nervi digitales dorsales, die Haut auf der Streckseite der ellenseitigen Hälfte des Mittelfingers und die Haut der Streckseite des Ringfingers und Kleinfingers jeweils zwischen Handgelenk bis zum Finger-Mittelgelenk versorgen. In vereinzelten Fällen kann es einen Übergang vom Nervus medianus zu dem Nervus ulnaris geben, dies nennt man Berrettini-Verbindung.

Der etwas darunter abgehende sensible Ramus palmaris versorgt den ellenseitigen Anteil der Handgelenksbeugeseite sowie den körpernahen Kleinfingerballen.

Schließlich versorgt der Ramus superficialis über seine Endäste den restlichen Kleinfingerballen, und über die Nervi digitales palmares proprii die beugeseitige Haut des Kleinfingers und die angrenzende Haut des beugeseitigen Ringfingers.

Erkrankungen

Die Ulnarislähmung ist die häufigste periphere Nervenschädigung des Menschen. Je nach Ort der Schädigung spricht man von einem Ulnarisrinnen-Syndrom oder einem Loge-de-Guyon-Syndrom. Eine traumatische Schädigung des Nervus ulnaris kann nach der Klassifikation von McGowan eingeteilt werden[1].


N. medianus

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Prometheus-Lernatlas - S. 386, 407

Der Nervus medianus („Mittelarmnerv“, auch Mediannerv genannt) ist ein Nerv des peripheren Nervensystems. Er entsteht aus dem Plexus brachialis. Demnach hat er − aufgrund des Faseraustauschs innerhalb des Plexus brachialis − Ursprünge, die, mit Artunterschieden bei den einzelnen Säugetieren, vom 5. Hals- bis 2. Brustsegment (beim Menschen bis 1. Brustsegment) des Rückenmarks (C5–Th2 oder Th1) reichen. Er bezieht dabei Nervenfasern über den Fasciculus lateralis und den Fasciculus medialis.

Er verläuft aus der Achselhöhle über die Innenseite des Oberarms und zieht dann unter dem Musculus pronator teres hindurch auf die Handflächenseite des Unterarms. Bei Katzen (Felidae) passiert er zuvor das dieser Familie eigene Foramen supracondylare des Humerus.

Sensibilitätsbereich von:

  • Nervus medianus (hellgrün)
  • Nervus ulnaris (blau)
  • Nervus radialis (rosa)

Der Nervus medianus innerviert motorisch die Mehrheit der Beugemuskeln am Unterarm:

  • Musculus flexor carpi radialis
  • Musculus palmaris longus (nur Mensch)
  • Musculus flexor digitorum superficialis (bei Huftieren vom Nervus ulnaris innerviert)
  • Musculus flexor digitorum profundus (außer Caput ulnare)
  • Musculus flexor pollicis longus (nur Mensch)
  • Musculus pronator teres
  • Musculus pronator quadratus
  • Musculus abductor pollicis brevis
  • Musculus flexor pollicis brevis (nur Caput superficiale)
  • Musculus opponens pollicis
  • Musculi lumbricales I und II

Durch den Karpaltunnel zieht der Nerv auf die Handinnenfläche. Dort innerviert er einige der kurzen Fingermuskeln. Außerdem ist der Nervus medianus beim Menschen für die sensible Innervation der Handfläche vom Daumen bis zur Innenseite des Ringfingers zuständig.

Beim Pferd bildet der Nervus medianus die beiden Palmarnerven (Nervus palmaris lateralis und medialis) und ist damit für die gesamte sensible Innervation des Vorderfußes zuständig, wobei die Außenseite auch vom Nervus ulnaris mitversorgt wird. Diese beiden Palmarnerven werden bei chronischer Entzündung der Hufrolle (Podotrochlose) manchmal operativ entfernt (neurektomiert). In vereinzelten Fällen kann es einen Übergang vom Nervus medianus zu dem Nervus ulnaris geben, dies nennt man Berrettini-Verbindung.

Erkrankungen

Bei einer Lähmung des Nervus medianus ist die Pronation und Beugung der Hand stark eingeschränkt. Beim Menschen können die ersten drei Finger nicht mehr gebeugt werden, der Daumen ist zum Handrücken hin gebogen („Affenhand“). Beim Versuch der Fingerbeugung entsteht eine sogenannte „Schwurhand“. Dabei ist der Zeigefinger gestreckt, der Mittelfinger leicht gebeugt, während Ring- und kleiner Finger gebeugt sind (deren tiefe Beugemuskeln vom Nervus ulnaris innerviert sind). Außerdem sind die Schmerz-, Tast- und Temperaturempfindung der beiden daumenseitigen Handdrittel eingeschränkt.

Der deformierte Nervus medianus nach der Entfernung eines Lipoms (mit einem weißen Pfeil gekennzeichnet)

Häufiger sind Schäden im handgelenksnahen Bereich infolge eines Karpaltunnelsyndroms oder durch Schnittverletzungen (Suizidversuch), da der Nerv unmittelbar oberhalb des Handgelenks relativ oberflächlich liegt. Dann steht der Verlust der Sensibilität im Vordergrund, da die Unterarmmuskeln nicht betroffen sind. Beim Karpaltunnelsyndrom sind zudem neuralgische Schmerzen häufig.

Bei Tieren ist eine Medianuslähmung eher selten und führt zu einer Überstreckung der Vorderzehengelenke („Durchtrittigkeit“).

Weitere mit dem Nervus medianus assoziierte Krankheitsbilder sind das Pronator-teres-Syndrom (Läsion des Nervus medianus beim Durchtritt durch den M. pronator teres am Unterarm – durch forcierte Pro- und Supinationsbewegungen des Unterarms, Kompression durch Lacertus fibrosus oder Sehne des M. flexor digitorum superficialis) und das Interosseus-anterior-Syndrom (auch als Kiloh-Nevin-Syndrom bezeichnet, vor allem durch Frakturen verursacht).

Klinische Bedeutung des Plexus brachialis

Über eine Leitungsanästhesie können Teile des Plexus vorübergehend ausgeschaltet werden und es kann somit eine völlige Schmerzfreiheit in den betreffenden Armregionen erreicht werden. Gängige Methoden sind die interskalenäre Blockade, die supraklavikuläre Plexusblockade, die infraklavikuläre Plexusblockade sowie die axilläre Blockade.

Bei einem Abriss des Plexus brachialis kommt es zu einer vollständigen Lähmung (Paralyse) der Muskeln der oberen/vorderen Extremität und zu einem Totalausfall der Sensibilität. Bei Teilabrissen (oder anderen Schädigungen) einzelner Fasciculi kommt es zu charakteristischen Teilausfällen am Arm.

Der Durchtritt des Plexus brachialis durch die hintere Skalenuslücke im Halsbereich kann verengt sein, es entwickelt sich dann unter Umständen ein sogenanntes Skalenussyndrom. Hierbei zeigt sich die ulnare (Kleinfinger-)Seite des Unterarmes und der Hand schmerzhaft und von Missempfindungen betroffen, was bei herabhängendem Arm verstärkt ist. Da auch die den Arm versorgende Arterie (Arteria subclavia) durch die Skalenuslücke hindurchtritt, entwickeln sich gleichzeitig eine Zyanose (bläuliche Verfärbung durch Sauerstoffmangel) und ein Ödem (Schwellung durch beeinträchtigten Blutrückstrom). Der Adson-Test ist dann positiv.

Schädigungen des Plexus brachialis mit schmerzhaften Zuständen (Neuralgien) werden unter dem Sammelbegriff Brachialgie zusammengefasst.

Als geburtstraumatische Plexusparese bezeichnet man eine Lähmung (Paralyse) des Armes, die durch Zug am Plexus brachialis beim Geburtsvorgang entsteht. Durch ein ungünstiges Größenverhältnis zwischen Kind und Geburtskanal kommt es zur so genannten Schulterdystokie. Man unterscheidet Dehnungs-, Abriss- und Ausrissverletzungen (Avulsionsverletzungen). Außerdem gibt es die Einteilung in die

  • obere Plexuslähmung Typ Erb-Duchenne (zervikale Nerven 4 bis 6 (C4-6), betroffen). Es kommt zu einer schlaffen Armparese (die Bewegung der Hand ist jedoch möglich) und zu einer Phrenikusparese.
  • untere Plexuslähmung Typ Klumpke (zervikaler Nerv 7 bis thorakaler Nerv 1 (C7-Th1) betroffen). Die Symptome hier sind Handlähmung (Pfötchenstellung) und Horner-Syndrom. Die Prognose ist schlechter als die der oberen Plexuslähmung.

Die meisten Verletzungen erholen sich von selbst sehr gut. Bei schweren Verletzungen (Abriss- oder Ausrissverletzungen) kann eine direkte Operation zur Wiederherstellung des Plexus brachialis sinnvoll sein. Eine direkte Operation ist nur innerhalb der ersten neun Lebensmonate sinnvoll. Daher ist eine frühzeitige Vorstellung in einem Zentrum für geburtstraumatische Armplexusparese sinnvoll. Später kann durch Sehnenlösungen und Sehnenverlagerung noch eine weitere Verbesserung erreicht werden.

Die Neuralgische Schulteramyotrophie ist eine immunbedingte Entzündung (Neuritis) des Plexus brachialis.